Macht in der Führung: Klar führen. Verantwortung übernehmen. Wirkung zeigen.
- Monika Mader
- vor 6 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Macht – im angelsächsischen Raum ein selbstverständliches Führungsinstrument. In Deutschland dagegen ein Reizwort. Dabei ist klar: Ohne Macht keine Führung. Ohne Führung keine Wirkung. Und ohne Wirkung – keine Zukunft.

Gerade für Führungskräfte in der Finanzbranche – zwischen Ergebnisdruck, Regularien und steigenden Teamansprüchen – wird Macht zur Kernfrage:
Wie viel Einfluss habe ich wirklich?
Wie klar positioniere ich mich?
Wie wirksam führe ich?
Mit diesem Artikel biete ich einen strukturierten Blick auf Macht – aus Sicht von Theorie, Philosophie und Businesspraxis.
1. Was ist Macht? – Grundlagen und Theorien
Macht beschreibt die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, Einfluss zu nehmen und andere zu bewegen – mit oder ohne formale Autorität.
Bekannte Modelle:
Max Weber: Macht = den eigenen Willen gegen Widerstand durchsetzen. Autorität entsteht traditionell, charismatisch oder rational.
Michel Foucault: Macht ist kein Besitz, sondern entsteht in Beziehungen. Wissen ist Macht.
Hannah Arendt: Macht entsteht durch gemeinsames Handeln. Gewalt ist ein Ersatz, wenn Vertrauen fehlt.
Niklas Luhmann: Macht reduziert Komplexität – durch klare Kommunikation.
„Die Macht der Macht beruht im Wesentlichen darauf, dass man nicht genau weiß, um was es sich eigentlich handelt.“
Essenz:
Macht ist nicht das Problem. Entscheidend ist, wie sie eingesetzt wird – konstruktiv oder kontrollierend.
2. Deutsche Macht-Skepsis: Kultur wirkt tiefer als wir denken
In Deutschland wird Macht oft als negativ empfunden – tief verankert in Sprache, Geschichte und Führungsbild.
Warum?
Historischer Schatten: NS-Zeit, DDR – Macht wird mit Missbrauch und autoritären Strukturen assoziiert.
Führungsbild: Fachkompetenz schlägt Führungsstärke. Entscheiden gilt schnell als „herrisch“.
Sprache: Begriffe wie „Vorgesetzter“, „Untergebene“ oder „Disziplinarmaßnahme“ prägen das Denken – auch wenn sie längst überholt sind.
Alltag: Machtkonflikte gibt es überall – in Unternehmen, Familien, Politik. Wir sprechen nur selten offen darüber.
Ergebnis:
Viele Führungskräfte zögern, ihre Macht zu zeigen – aus Angst, zu dominant zu wirken.Doch wer sich zurückhält, verliert Gestaltungsspielraum.
3. Macht in Unternehmen: Welche Machtarten wirken wirklich?
Nicht jede Macht ist laut oder offiziell. In Organisationen wirken verschiedene Machtquellen – oft leise, aber effektiv:
Machtart | Wirkung |
Formale Macht | Hierarchie, Titel, Weisungsbefugnis – wirkt kurzfristig. |
Expertenmacht | Fachwissen überzeugt – besonders im komplexen Finanzumfeld. |
Beziehungsmacht | Vertrauen, Netzwerke, Loyalität – wirkt nachhaltig. |
Referenzmacht | Vorbild, Werte, persönliche Integrität. |
Belohnungs-/Sanktionsmacht | Performance-Steuerung durch Anreize oder Druck. |
Moderne Führung nutzt mehrere Machtquellen gleichzeitig – bewusst, klar und transparent.
4. Moderne Führung: Macht braucht Haltung
Führen heute heißt nicht: durchsetzen. Sondern: gestalten.
Empowerment statt Mikromanagement: Verantwortung abgeben = Vertrauen zeigen.
Servant Leadership: Wer das Team stärkt, wird zum Leader, nicht zum Manager.
Psychologische Sicherheit: Offenheit und Fehlerkultur schaffen Freiraum für Innovation.
Werteorientierung: Haltung schlägt Taktik. Wer nur „Machtspiele“ spielt, verliert Vertrauen.
Führung ist keine Rolle – sondern Haltung.
5. Persönliche Reflexion: Macht fängt bei mir an
Viele Führungskräfte stehen „zwischen den Stühlen“ – zwischen Vorstand, Mitarbeitern, Kunden, Regularien und Erwartungen.Sie sollen Nähe zeigen, aber klar führen. Mitreden, aber entscheiden. Unterstützen, aber auch kontrollieren.
Wer dabei immer nur reagiert, verliert Führungskraft. Macht braucht eine eigene, stabile innere Haltung.
Standortbestimmung für Führungskräfte
Nutze ich Macht zur Gestaltung – oder zur Kontrolle?
Bin ich in Führung – oder reagiere ich nur auf Druck von außen?
Wie gehe ich mit Widerspruch um?
Bin ich klar und berechenbar – oder vermeide ich Konfrontation?
Wer beeinflusst mich mehr: andere – oder meine Haltung?
Power-Check: 5 Führungsfragen
Setze ich meine Position ein – oder verstecke ich mich hinter Konsens?
Habe ich Macht durch Leistung – oder nur durch Rolle?
Bin ich für mein Team Orientierung – oder Unsicherheit?
Führe ich klar und zukunftsorientiert – oder verwalte ich nur?
Wo will ich in 12 Monaten mehr Wirkung zeigen?
Fazit: Macht braucht Klarheit – und Mut zur Führung
Macht ist ein Werkzeug. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.Wer führt, trägt Verantwortung. Und wer Verantwortung trägt, muss entscheiden, gestalten, wirken.
In der Finanzbranche zählt nicht nur Analyse – sondern auch Präsenz und Führungskraft. Führung ohne Einfluss ist keine. Und Macht ohne Haltung – ein Risiko.
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